Bauablaufplan
- Tobias Beuler
- Übersicht Ratgeber
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Jedes Bauprojekt sollte ähnlich wie eine Reise perfekt geplant werden, sonst kann es leicht passieren, dass alles in einem Chaos endet. Daher sollte vor jedem Bauvorhaben ein Bauablaufplan erstellt werden. So können Termine leichter eingehalten und Abläufe koordiniert werden. Dies sorgt für mehr Planungssicherheit. Mit dem folgenden Ratgeber möchten wir Bauherren und Bauunternehmen aufzeigen, wie ein Bauablaufplan aussehen sollte und wie er erstellt wird.
Was ist ein Bauablaufplan?
In der Branche wird der Bauablaufplan auch oft als Bauzeitenplan bezeichnet. Bauherren müssen sich also nicht verunsichern lassen, wenn auf der einen Seite vom Bauablaufplan und auf der anderen Seite vom Bauzeitenplan gesprochen wird. Mit beidem ist das Gleiche gemeint. Weitere Bezeichnungen für den Bauablaufplan sind Bauzeitplan oder Baukalender. In diesem sogenannten Kalender werden alle wichtigen Termine eingetragen. Alle Beteiligten auf der Baustelle wissen, was bereits abgeschlossen ist und welche die nächsten Tätigkeiten sind. Somit ist der Bauzeitenplan immer ein fester Bestandteil beim Hausbau und für jedes Projekt.
Der Architekt kann mithilfe des Bauablaufplans den zeitlichen Ablauf des kompletten Bauvorhabens koordinieren. Für die perfekte Koordination muss der Bauzeitenplan so erstellt werden, dass die einzelnen Gewerke des Bauvorhabens reibungslos und nach Plan einem festen Ablauf folgen. Dies bedeutet, dass im Bauablaufplan vom Architekten oder Bauleiter festgelegt wird, wann ein Gewerk rund um den Hausbau beginnen muss und wann es beendet sein soll, damit das nächste Gewerk rechtzeitig beginnen kann. Nur so ist sichergestellt, dass der geplanten Fertigstellung des Hausbaus nichts im Wege steht.
Warum ist ein Bauablaufplan so wichtig?
Kein Projekt kann ohne einen gut durchdachten Bauzeitplan funktionieren. Gerade in dieser Branche ist nicht nur das Budget knapp bemessen, sondern auch die Zeit.
Nicht nur der Bauleiter bzw. Architekten, sondern auch die Facharbeiter rund um den Hausbau und die Baufamilie bekommen mit dem Bauablaufplan einen verständlichen Blick auf den Fortschritt rund um das Bauprojekt.
Zusätzlich dient der Bauzeitenplan als schriftliches Dokument für alle Vertragspartner rund um das Bauvorhaben. Dabei muss beachtet werden, dass Bauunternehmen nicht verpflichtet sind, alle Arbeiten rund um den Hausbau auszuführen. Dies gilt zum Beispiel für Erdarbeiten oder das Fundament. In vielen Fällen werden diese Arbeiten an Subunternehmen vergeben, die sich ebenfalls an den Bauablaufplan halten müssen.
Und zu guter Letzt werden im Bauzeitplan auch alle Zahlungsfälligkeiten der verschiedenen Bauphasen aufgelistet. Dies sorgt für eine bessere Planbarkeit des Bauherrn.
Der Bauzeitenplan bringt eine Reihe von Vorteilen:
Als Terminplan zeigt der Bauzeitplan an, wann Bauleistungen und Gewerke beginnen und wann sie abgeschlossen sein müssen. So weiß jeder, wie weit das Bauprojekt vorangekommen ist.
Der Bauzeitplan dient auch zur Planung der Mitarbeiter und deren täglicher Arbeitszeit. So können alle verfügbaren Ressourcen optimal genutzt werden.
Mit dem Bauzeitenplan ist jederzeit ein Soll-Ist-Vergleich möglich. Probleme im Bauablauf sind so frühzeitig erkennbar und es kann mit schnellen Gegenmaßnahmen reagiert werden.
Der Bauzeitenplan dient auch zur Erinnerung, damit wichtige Termine und Fristen nicht versäumt werden.
Ist die Erstellung eines Bauablaufplans Pflicht?
Auch wenn der Bauablaufplan ein wichtiges Instrument zur Überwachung des Bauvorhabens ist, ist er im Gegensatz zum Bautagebuch nicht gesetzlich vorgeschrieben. Jedoch ist der Bauzeitenplan ein wesentlicher Teil der Honorarverordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI). Dennoch kann der Bauablaufplan als verpflichtendes Werkzeug im Bauvertrag vereinbart werden. Gibt es im Bauvertrag einen verpflichtenden Hinweis auf den Bauablaufplan, dann ist dieser sowohl für den Bauleiter als auch den Auftraggeber bindend. Die Klausel bzw. der Hinweis legt die verbindlichen Vertragspflichten mit den entsprechenden Konsequenzen für beide Vertragspartner gemäß § 5 Abs. 1 VOB/B fest.
Des Weiteren ist es entscheidend, ob die Fertigstellung des Hausbaus kalendarisch, also zu einem festen Termin, festgelegt wird. Durch Ablauf der Frist gerät der Auftragnehmer bzw. der Bauunternehmer automatisch in Verzug. Fehlt im Bauablaufplan ein solches Datum, dann muss der Auftraggeber die Vertragspartei erst anmahnen.
Kann der Auftraggeber erkennen, dass der Fertigstellungstermin nicht eingehalten werden kann, stehen ihm zwei Möglichkeiten zur Verfügung:
Abhilfeanordnung – Der Bauleiter kann vom Auftraggeber verpflichtet werden, die Leistungen durch zusätzliches Personal und/oder bessere Maschinen zu verstärken, sodass der geplante Termin eingehalten werden kann.
In Verzug setzen – Auftragnehmer kann durch den Auftraggeber in Verzug gesetzt werden. Meist erfolgt dies mit Ankündigung einer Vertragsstrafe, Kündigung und/oder Schadensersatz.
Kann der Bauleiter den Fertigstellungstermin nicht einhalten, weil das Verschulden beim Auftraggeber liegt, wie zum Beispiel das verspätete Einreichen der Unterlagen, kann der Bauleiter gemäß § 6 Abs. 4 VOB/B eine Behinderung melden. Dadurch kann eine Verlängerung der Ausführungsfrist erwirkt werden.
Welche Arten des Bauablaufplans gibt es?
Je nach Bauvorhaben und nach Komplexität gibt es verschiedene Arten des Bauablaufplans. Welche besser oder schlechter geeignet sind, versuchen wir im Folgenden zu erläutern.
Balkendiagramm
Im Balkendiagramm werden der Beginn, das Ende und die Dauer der einzelnen Gewerke bzw. Leistungen nach Kalenderwochen dargestellt. Lange Zeit galt eine solche Planung als klassischer Bauzeitenplan. Er gibt jedoch nur eine grobe Übersicht über den Ablauf des Bauprojekts, sodass er eher für einfache Bauvorhaben geeignet ist als für komplexe Bauprojekte.
Netzplan
Ein Netzplan wird mithilfe einer Software auf Basis der Projektstrukturpläne erstellt und eignet sich sehr gut für komplexe Bauvorhaben. Grund hierfür ist, dass im Netzplan neben der Terminplanung auch sämtliche Abhängigkeiten inklusive der Kosten und der benötigten Ressourcen dargestellt werden. Im Netzplan werden generell alle Arbeitsschritte mit Beginn und Ende sowie der daraus resultierenden Dauer festgeschrieben. Da sich einzelne Vorgänge verzögern können, wird für Beginn und Ende neben dem frühesten auch der späteste Zeitpunkt festgelegt. Die permanente Fortschreibung des Netzplans garantiert einen genauen Blick auf den aktuellen Stand des Projekts.
Mit dem Netzplan lassen sich Beziehungen logisch darstellen. So kann die grundlegende Struktur eines Bauprojekts erfasst und der kritische Pfad überprüft werden.
GANTT-Diagramm
Das GANTT-Diagramm stellt genau wie das Balkendiagramm einzelne Bauphasen kalendarisch dar. Zusätzlich zeigt es die Abhängigkeiten der einzelnen Arbeitsschritte sowie die Meilensteine. Es eignet sich sehr gut für Bauvorhaben, die komplexer sind. In den meisten Fällen wird das GANTT-Diagramm mit einem Kapazitätsplan gekoppelt, sodass Auslastung oder eine eventuelle Überlastung der Mitarbeiter, der Maschinen oder des Materials deutlich erkennbar sind.
Das GANTT-Diagramm stellt folgendes dar:
Anfang- und Enddatum eines Bauprojekts.
Die Vorgaben des Bauprojekts.
Welche Personen für welche Aufgaben verantwortlich sind.
Geplantes Anfangs- und Enddatum jeder Aufgabe.
Geschätzte Dauer jeder Aufgabe.
Überschneidungen bzw. Verknüpfungen der Aufgaben.
Weg-Zeit-Diagramm
Das Weg-Zeit-Diagramm wird auch als Linien- oder Geschwindigkeits-Diagramm bezeichnet und ist eine Form zur Darstellung des Bauzeitenplans. Es zeigt die optimale Abfolge von Arbeiten vor Ort sowie Aufgaben, die zeitgleich an einem anderen Ort stattfinden können.
Welche Informationen beinhaltet ein Bauablaufplan?
Der Bauzeitenplan sollte mindestens die folgenden Informationen enthalten:
Die nötigen Arbeitsabschnitte inklusive des benötigten Gewerk.
Beginn und Ende der Arbeitsschritte in Tagen, Wochen und Monaten.
Technologische Abhängigkeiten für einzelne Gewerke, wie zum Beispiel Trocknungszeiten.
Bauleistung in Euro und wenn möglich auch als Menge.
Anzahl der Arbeitskräfte und die Dauer in Tagen für die einzelnen Arbeitsschritte.
Informationen zur einzusetzenden Technik inklusive der Anzahl und der Dauer.
Einsatz von Kapazitäten als Eigenleistung oder von entsprechenden Nachunternehmen.
Informationen zu Teilabnahmen bzw. Zwischenprüfungen, wenn nötig.
Wie kann ich einen Bauablaufplan erstellen?
In der Regel wird der Bauzeitplan auf Basis einer Tabellenkalkulation erstellt. Dazu müssen die verfügbaren Ressourcen ebenso in die Berechnung mit einfließen wie die verschiedenen Leistungsphasen und -pakete, die einzelnen Arbeitsschritte sowie die verbindlichen Fristen.
Bei der Kalkulation helfen die nachfolgenden Schritte.
Projektstrukturplan anfertigen
Alle Arbeitsschritte sowie die groben Aufgabenblöcke werden im Projektstrukturplan (PSP) dargestellt. Dies bedeutet, dass alles aufgelistet werden muss, was zwischen der Planung des Bauprojekts und der Fertigstellung liegt. Dadurch wird ein guter Überblick über die nötigen Ressourcen geschaffen. Somit bildet der PSP die Basis bei der Planung und für die Phasen des Bauprojekts. In Fachkreisen wird der Projektstrukturplan auch als „Plan der Pläne“ bezeichnet.
Gliederung und zeitliche Planung
Dank der Vorarbeit im Projektstrukturplan wurde schon der Zeitraum für das gesamte Projekt festgelegt, sodass es jetzt an die Gliederung sowie die zeitliche Planung der einzelnen Aufgabenpakete geht.
Gibt es PSP das Aufgabenpaket „Innenausbau“, dann muss dies für den Bauzeitenplan in konkrete Aufgaben zerlegt werden. Dazu gehören unter anderem die Montage von Rollläden sowie die Fensterdichtungen. Ist die Untergliederung abgeschlossen, muss die dafür benötigte Zeit eingeschätzt werden. Dies bedeutet, wie viel Zeit jedes einzelne Gewerk im Rahmen der Bauleistungen benötigt . Die Kalkulation sollte vorsichtig vorgenommen werden, denn bei falschen Berechnungen gerät das Bauprojekt automatisch in Verzug. Dennoch darf kein Leerlauf entstehen, denn bei der Bauausführung geht es um Qualität und Geschwindigkeit, insbesondere wenn es einen Fertigstellungstermin gibt.
Aufgaben der Projektbeteiligten bestimmen
Die Umsetzung eines Bauprojektes bedeutet Teamarbeit. Kaum eine Aufgabe ist nicht von einer anderen abhängig. Damit alles reibungslos verläuft, müssen im Bauzeitenplan die Abhängigkeiten und die Aufgaben der Projektbeteiligten definiert werden.
Sicherlich kann es passieren, dass ein Unternehmen auf der Baustelle erscheint und mit den Arbeiten rund um das Haus nicht beginnen kann. Daher müssen die Abhängigkeiten beim Projekt genau überlegt werden. Die Überlegungen werden dann im Bauzeitenplan festgehalten.
Erstellung des Bauablaufplans
Sofern die vorigen Schritte erfolgreich abgeschlossen sind, steht der Umsetzung des Bauzeitenplans nichts mehr im Wege. Jedoch sollten bevor der Bauzeitenplan erstellt wird, die folgenden Punkte final überprüft werden:
Ist jeder vorhersehbare Arbeitsschritt im Bauablaufplan geplant?
Sind Beginn und Ende der Arbeitsschritte in und am Haus in Tagen, Wochen und Monaten kalkuliert?
Sind Abhängigkeiten der Arbeitsschritte und der Gewerke eingeplant?
Sobald alle Informationen vorliegen, kann der perfekt strukturierte Bauzeitenplan erstellt werden. Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten, auf die wir im Einzelnen noch eingehen.
Welche Software kann ich für die Erstellung eines Bauablaufplans nutzen?
Um einen Bauablaufplan zu erstellen, gibt es verschiedene Hilfsmittel, die wir im Folgenden kurz vorstellen möchten.
Microsoft Excel
Verschiedene kostenlose Excel-Vorlagen können als Bauzeitenplan genutzt werden. Vorteil hierbei ist, dass Excel als Vorlage einfach zu bedienen ist. Sehr bald lässt sich feststellen, dass eine reine Kalkulationssoftware wie zum Beispiel Excel als Vorlage beim Bauzeitplan Grenzen setzt. Hier einige der Gründe:
Die verschiedenen Dateiversionen der Vorlage sorgen für Verwirrung, Unklarheit und Fehler und bergen somit ein großes Risiko.
Die permanente Pflege der Dateien in der Vorlage sowie das Verteilen an die Baubeteiligten erfordert Aufmerksamkeit und Arbeitszeit gerade vom Bau- oder Projektleiter.
Die Darstellung von Abhängigkeiten zwischen den Leistungen in der Vorlage ist umständlich.
Microsoft Project
Microsoft Project (MS Project) als Bauablaufplan ist zwar vielseitig, aber auch schwerfällig. Dank des großen Funktionsumfangs und der zahlreichen Möglichkeiten lassen sich eine Vielzahl von Projekten detailreich darstellen. Allerdings wird hierfür Fachwissen benötigt, denn ohne funktioniert praktisch nichts. Um einen Bauzeitenplan mit MS Project zu erstellen, ist unbedingt eine Schulungsmaßnahme nötig.
Die Software MS Project ist zwar sehr vielseitig, aber auf der anderen Seite auch nur speziell auf den Bau ausgerichtet. Spezielle Filter oder Voreinstellungen für die Baustelle gibt es aus diesem Grund nicht.
Andere Projektmanagement Lösungen
Eine weitere Projektmanagement Lösung ist eine professionelle Bausoftware. Hierin sind alle Funktionen so gestaltet, dass sie den Bedürfnissen einer Bauprojektleitung entsprechen.
Bekannt in diesem Zusammenhang ist das Bauprojektmanagement-Tool „Baumaster“. Damit kann ein Bauzeitenplan fast von allein erstellt werden. Die Vorteile von „Baumaster“ sind:
Sämtliche Aufgaben, Protokolleinträge und Termine der täglichen Dokumentation auf der Baustelle werden automatisch in den Bauzeitplan übertragen.
Es kann gewählt werden zwischen dem GANTT-Diagramm und der Listenansicht, sodass der Baufortschritt schnell zu erfassen ist.
Einzelne Aufgabenblöcke können einfach mittels Drag-and-drop verschoben werden. Somit sind Änderungen in Sekundenschnelle realisierbar.
Praktische Such- und Filterfunktionen helfen, schnell einen Überblick zu bekommen.
Aktualisierungen per Hand, das Abspeichern und Versenden per E-Mail entfällt, da es eine Vernetzung zwischen allen Baubeteiligten gibt. Durch die Zusammenarbeit per „Baumaster“ weiß jeder über Änderungen sofort Bescheid.
Durch ergänzende Kommentare, Fotos und Planmarker kann die koordinierte und reibungslose Zusammenarbeit erleichtert werden.
Fazit zum Bauablaufplan
Der Bauablaufplan gilt als ein Garant für die fristgerechte Fertigstellung eines Bauprojekts. Sicherlich lassen sich mit einem Bauzeitenplan nicht alle Faktoren auf einer Baustelle beeinflussen, doch mit einem stets aktuellen Bauablaufplan können Probleme schnell erkannt und kalkuliert werden.
Im Bauablaufplan werden von der Bauleitung alle Termine und Gewerke erstellt. Der Baubeginn und der Fertigstellungstermin sind somit rechtlich verbindlich und wichtige Zwischentermine für die einzelnen Bauabschnitte lassen sich unverbindlich festlegen. Auch wenn der Bauablaufplan keine Rechtsgrundlage für Schadensersatzklagen des Auftraggebers darstellt, können hohe Mehrkosten beim Bau verhindert werden. Der Bauablaufplan ermöglicht eine effektive Kontrolle aller Bauarbeiten und sichert somit auch den Fertigstellungstermin ab.