Erdbebenzonenkarte Deutschland
- Tobias Beuler
- Übersicht Ratgeber
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Ein starkes Erdbeben in Deutschland wird von den Experten mit einer geringen bis mittleren Wahrscheinlichkeit eingestuft. In den deutschen Risikogebieten sollte die Wahrscheinlichkeit allerdings auch nicht unterschätzt werden. Zu den bekannten Risikogebieten Deutschlands für ein Erdbeben zählen laut der Karte der Erdbebenzonen Gebiete im Osten Deutschlands und in der Nähe von Gera, im Westen Deutschlands zwischen Köln und Aachen, einige Teile von Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und der südliche Teil von Bayern.
Mit dem folgenden Artikel möchten wir auf die Relevanz von Erdbeben für Bauherren und Architekten, diverse Sicherheitsmaßnahmen und die Auswirkungen auf die Baukosten eingehen.
Überblick über Erdbebenzonen: Definition und Bedeutung für Bauprojekte
Gemäß DIN 4149 handelt es sich bei Erdbebenzonen um eine Klassifizierung von erdbebengefährdeten Gebieten. Aufgrund einer europaweiten Klassifizierung der Erdbebenzonen entstand die Europäische Norm EN 1998-1.
In Deutschland wird zwischen 5 Zonen unterschieden, um so die Erdbebengefährdung und die Intensitätserreichung ausdrücken zu können. Rechnerisch wird eine 90%ige Wahrscheinlichkeit angenommen, dass in den nächsten 50 Jahren die Intensität nicht überschritten wird. Anders ausgedrückt bedeutet dies, dass Erdbeben in der angegebenen Intensität eine Wiederkehrperiode von 475 Jahren haben.
Das erdbebensichere Bauen innerhalb Deutschlands wird gemäß der DIN 4149 „Bauten in deutschen Erdbebengebieten“ geregelt. Gemäß der Norm müssen bestimmte Schutzmaßnahmen ergriffen werden, wenn ein Haus in den Erdbebenzonen 1 bis 3 errichtet wird. In Zone 0 dagegen hat die Baunorm DIN 4149 bei Bauvorhaben keine Relevanz.
Geologische Faktoren
Unterteilung der Erdbebenzonen mit einer 90%igen Wahrscheinlichkeit und ihrer Stärke auf der Richterskala.
Erdbebenzonen | Stärke |
außerhalb der Erdbebenzonen | < 6,0 |
Erdbebenzonen 0 | 6,0 - 6,5 |
Erdbebenzone 1 | 6,5 - 7,0 |
Erdbebenzone 2 | 7,0 - 7,5 |
Erdbebenzone 3 | > 7,5 |
Nationale Bauvorschriften: Wie Erdbebenzonen die Bauvorschriften beeinflussen
Bei einem Bauvorhaben in den Erdbebenzonen 1 bis 3 müssen laut der Bauvorschriften diverse Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Grundlage hierfür ist die Verordnung DIN 4149. Ein Statiker muss in diesem Fall die exakten Planungen entwerfen. Bauherren sollten in diesen Zonen beim erdbebensicheren Bauen grundsätzlich gedrungene Formen wählen, da diese die Erdstöße besser abfangen können. Des Weiteren sollen ausschließlich Aussteifungselemente mit gleicher Steifigkeit zum Einsatz kommen. Diese müssen über den kompletten Grundriss gleichmäßig verteilt werden.
Interpretation der Erdbebenzonenkarte
Grundsätzlich sollte es nur eine Interpretation der Erdbebenzonenkarte geben. Aufgrund einer neuen Zonenzuteilung stößt diese Karte bei einigen auf Ablehnung.
Anleitung zur korrekten Interpretation der Zoneneinteilungen
Gemäß DIN 4149 wurden Planungskarten bzw. tabellarische Übersichten für die Bundesländer Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Thüringen eingeführt. Dort sind die verschiedenen Verwaltungseinheiten wie zum Beispiel Städte, Stadtteile, Gemeinden und Gemarkungen den einzelnen Zonen zugeteilt. Es kann in den Randbereichen der Zonen und Gebiete bestimmter Untergrundklassen zu abweichenden Zuordnungen kommen.
Geologische Kategorien und ihre Auswirkungen
Risse im Boden und eingestürzte Häuser sind aus den Erdbebengebieten bekannt und immer wieder in den Medien zu sehen. Im weltweiten Vergleich sind deutschlandweit die Auswirkungen in den Regionen weniger gravierend. Dennoch gelten besondere Anforderungen bei Bauvorhaben, die im Eurocode 8 (EC 8/Reihe EN 1998) nachzulesen sind.
Auswirkungen der Erdbebengefährdung: Risikobewertung für unterschiedliche Regionen in Deutschland
Auch wenn die Erdbebengefährdung hierzulande insgesamt geringer ist, ist sie in einigen Regionen größer, als vermutet wird. Eine neue Risikobewertung hat zu einer neuen Planungskarte mit aktualisierten Gebieten geführt. Diese weist ein höheres Erdbebenrisiko aus und stößt aus diesem Grund teilweise auf Ablehnung. Das Ziel der neuen Erdbebennorm ist der Schutz von Menschenleben. Aus diesem Grund dürfen Hochbauten bei einem Erdbeben nicht einstürzen, selbst wenn größere Schäden entstehen. Einzige Ausnahme bilden hier Bauten, die nach einem Erdbeben weiterhin funktionsfähig sein müssen. Dazu gehören Krankenhäuser und Feuerwehrstationen.
Relevanz der Erdbebenzonen für Bauherren und Architekten
Nicht nur Architekten müssen sich intensiv mit den neuen deutschen Erdbebenzonen und geologischen Untergrundklassen beschäftigen. Auch für Bauherren wird dies zu einem wichtigen Thema, denn dadurch verteuert sich zwangsläufig der Hausbau.
Baugenehmigungen und Bauvorschriften: Wie Erdbebenzonen die Bauplanung beeinflussen
Die Stärke der Erschütterungen bei einem Beben wird vom lokalen Untergrund beeinflusst. Dies bedeutet, je weicher ein Untergrund ist, umso stärker sind die Erschütterungen und umso öfter kommt es zu Schäden an Bauwerken.
Baukonstruktion und Sicherheitsmaßnahmen: Anpassungen für erdbebengefährdete Gebiete
Bei einem Bauvorhaben in einem erdbebengefährdeten Gebiet muss der komplette Bau in Bezug auf das erdbebensichere Bauen angepasst werden. Im Rahmen eines Baugrundgutachtens können Bauherren im Vorfeld ermitteln lassen, ob sich ihr Grundstück in einer der genannten Standorte befindet. Diese aktualisierte Karte der Erdbebenzonen gemäß DIN 4149 ermöglicht die Anpassungen an Baukonstruktion und Sicherheitsmaßnahmen.
Kostenkalkulation: Auswirkungen von Erdbebenzonen auf die Baukosten
Die Neubewertung der Erdbebenzonen und geologischen Untergrundklassen hat zur Folge, dass die Baukosten deutlich ansteigen. Der Bau eines Mehrfamilienhauses in einer der genannten Erdbebenzonen kann sich dadurch um rund 30.000 Euro verteuern. Grund hier sind spezielle Materialien beim Bauen sowie die Gründung von Bauwerken.
Fazit
Bei einem Blick auf die neue Erdbebenzonenkarte und Zuordnung der Untergrundklassen lässt sich sehr gut erkennen, dass unter anderem in Nordrhein-Westfalen das Bauen in bestimmten Regionen eine erneute Bemessung in Bezug auf die Erdbebeneinwirkung erforderlich macht. Bauherren sollten diese neue Zuordnung beim Bauen berücksichtigen und sich nicht nur auf die Garantie des Anbieters verlassen, dass der Hausbau der Norm EN 1998-1 entspricht. Für ein besseres Verständnis der nötigen Grundlagen ist es ratsam, sich mit einem Experten auszutauschen.